»Hui Buh ... wie konntest du nur eine 7 herbeischummeln, sowas gibt's doch gar nicht!«
[König Julius der 111.]


Als man im Jahr 1973 den zweiten Teil der Serie »Hui Buh das Schlossgespenst« produzierte, geschah dies selbstverständlich mit den damals üblicherweise eingesetzten Sprechern. So ergab es sich, dass Helmut Kolar die Rolle des tollpatschigen Gespenstes übernahm. Erst als man sich 1975 an die Einspielung weiterer Folgen machte, wurde erneut Hans Clarin besetzt, so, wie seinerzeit für den ersten Teil unter der Regie von Konrad Halver im Jahr 1969 geschehen. Ob man nun Hans Clarin für den geeigneteren Sprecher hielt oder sich diese Besetzung aus anderen Gründen empfahl, ist nicht zu sagen. Jedenfalls entschied man sich, die mit Helmut Kolar in der Titelrolle quasi als "Außenseiter" zu bezeichnende zweite Folge »Hui Buh das Schlossgespenst in neuen Abenteuern« neu abzumischen und dabei den von Helmut Kolar gesprochenen Text nachträglich durch den von Hans Clarin zu ersetzen.

Im folgenden Versionenvergleich finden sich die deutlichsten Änderungen der Neufassung von 1975 gegenüber dem Original von 1973. Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden allerdings nicht jedes geänderte Heulen des Schlossgespenstes und nicht jedes bearbeitete Geräusch im Hintergrund berücksichtigt. Beispielsweise werden in der Originalfassung Hui Buhs Auftritte oft von "Gespenstermusik", Kettenrasseln und dem "Hui Buh"-Geheul Hans Clarins (!) aus der ersten Folge begleitet. Auf die Dokumentation dieser sich im Hintergrund immer wiederholenden Untermalungen wurde verzichtet. Da man das Hörspiel komplett überarbeitete, hätte eine solch genaue Analyse nur zu einem unübersichtlichen Protokoll ohne wirklich aussagekräftige Informationen geführt. Hier kann man im Bedarfsfall jedem Interessierten nur den Tipp geben: dann lieber selbst hören und entscheiden, welcher Version man den Vorzug gibt.

Erwähnenswert ist in jedem Fall, dass nicht nur nachträglich eingesprochene Texte für die Änderungen benutzt wurden. Während des Tumultes bei der Jahrhundertfeier haben sowohl König Julius der 111., als auch der Kastellan Texte, welche in der Urfassung nicht enthalten sind. Gleichwohl werden auch diese Sätze von Michael Weckler, respektive Helmo Kindermann gesprochen, welche im Jahr der Neuabmischung nicht mehr als Sprecher bei EUROPA tätig waren. Die Vermutung liegt nahe, dass die Sätze zur Urfassung gehörten, dort jedoch zunächst nicht verwendet wurden.

Eigentümlich ist beispielweise auch, dass Königin Konstanzia in der Originalfassung noch drei Sätze während der Jahrhundertfeier hat, diese jedoch in der Neuauflage komplett entfielen, sodass König Julius' Gemahlin dort erst auf der zweiten LP-Seite das erste Mal in Erscheinung tritt.

Die einschneidenden Änderungen sind jedenfalls folgende:





Version '73 (mit Helmut Kolar):


gelber Text = unverändert
roter Text = gestrichen
grüner Text = neu


Version '75 (mit Hans Clarin):





Seite 1 (19'02")



Seite 1 (22'21")




Hui Buh das Gespenst



Erzähler


Hui Buh das Gespenst

(Musik.)

(Musik.)

Manche Leute sagen: es gibt Gespenster, manche sagen: es gibt keine Gespenster. Ich aber sage: Hui Buh ist ein Gespenst.

Manche Leute sagen: es gibt Gespenster, manche sagen: es gibt keine Gespenster. Ich aber sage: Hui Buh ist ein Gespenst.

Natürlich bin ich ein Gespenst ... mit einer rostigen Rasselkette.

Hui Buh Natürlich bin ich ein Gespenst ... mit einer rostigen Rasselkette.

Na ja, das sagte ich doch gerade.

Erzähler Na ja, das sagte ich doch gerade.

Nein, du hast wieder meine rostige Rasselkette verschwiegen.

Hui Buh Nein, du hast wieder meine rostige Rasselkette verschwiegen.

Nun gut, entschuldige bitte. Aber jetzt schweig still, und lass' mich weiterreden. Wo war ich denn stehengeblieben? Ach, richtig: "Einziges für Schloss Burgeck behördlich zugelassenes Gespenst" - so steht es für alle Ewigkeit ganz oben in der hölzernen Fledermausturmkammertür eingebrannt.

Erzähler Nun gut, entschuldige bitte. Aber jetzt schweig still, und lass' mich weiterreden. Wo war ich denn stehengeblieben? Ach, richtig: "Einziges für Schloss Burgeck behördlich zugelassenes Gespenst" - so steht es für alle Ewigkeit ganz oben in der hölzernen Fledermausturmkammertür eingebrannt.

Hier hause ich in meiner alten vermoderten Holztruhe.

Hui Buh Hier hause ich in meiner alten vermoderten Holztruhe.

Verflixt, kannst du nicht ruhig sein?

Erzähler Verflixt, kannst du nicht ruhig sein?

Hui Buh Na, man kann doch mal sagen, dass man in einer alten vermoderten Holztruhe ...

Also: Dort oben in der Turmkammer haust Hui Buh, seitdem vor rund vierhundert Jahren irgendjemand an einem Freitag, den 13., um Mitternacht den fröhlichen und fidelen Ritter Balduin in das Schlossgespenst Hui Buh verwünscht hat.

Erzähler Also: Dort oben in der Turmkammer haust Hui Buh, seitdem vor rund vierhundert Jahren irgendjemand an einem Freitag, den 13., um Mitternacht den fröhlichen und fidelen Ritter Balduin in das Schlossgespenst Hui Buh verwünscht hat.

So eine verwünschte Geschichte.

Hui Buh So eine verwünschte Geschichte.

Ja, genau so begann die ganze Geschichte. Doch dann hatte seine Majestät, König Julius der 111., Schloss Burgeck geerbt.

Erzähler Ja, genau so begann die ganze Geschichte. Doch dann hatte seine Majestät, König Julius der 111., Schloss Burgeck geerbt.

Hui Buh Hmm.

Anfangs waren sich der König und das Gespenst arg in die Haare geraten, aber bei manchem nächtlichen Geistermahl mit Braten, Kuchen und Wein waren die beiden bald dicke Freunde geworden.

Erzähler Anfangs waren sich der König und das Gespenst arg in die Haare geraten, aber bei manchem nächtlichen Geistermahl mit Braten, Kuchen und Wein waren die beiden bald dicke Freunde geworden.

Hui Buh Hmm?

Und als Freunde hatten sie zusammen vielerlei Spukereien erlebt, ...

Erzähler Und als Freunde hatten sie zusammen vielerlei Spukereien erlebt, ...

Hui Buh (lacht.)

... bis Hui Bui seinen verwünschten Schatz gefunden und der König die bildschöne Prinzessin Konstanzia geheiratet hatte.

Erzähler ... bis Hui Bui seinen verwünschten Schatz gefunden und der König die bildschöne Prinzessin Konstanzia geheiratet hatte.

Hui Buh (lacht.)

Allerdings war das Gespenst bei all den Abenteuern auch mächtig vom Pech verfolgt gewesen ...

Erzähler Allerdings war das Gespenst bei all den Abenteuern auch mächtig vom Pech verfolgt gewesen ...

Hui Buh Ja, ja, hmmm ...

... und auch diese Spukerei fing für den Geist von Burgeck gar nicht gut an. Denn als der König einmal mit der Königin verreist war, und das Gespenst schon nicht mehr wusste, wie lange es vor Langeweile in seiner vermoderten Holztruhe geruht hatte, wurde es eines düsteren Morgens durch lautes Rattern und Hämmern aus dem Schloss geweckt.

Erzähler ... und auch diese Spukerei fing für den Geist von Burgeck gar nicht gut an. Denn als der König einmal mit der Königin verreist war, und das Gespenst schon nicht mehr wusste, wie lange es vor Langeweile in seiner vermoderten Holztruhe geruht hatte, wurde es eines düsteren Morgens durch lautes Rattern und Hämmern aus dem Schloss geweckt.

(Im Folgenden Baulärm.)

(Im Folgenden Baulärm.)

Hui Buh (murmelt.)

Aufs Höchste verärgert über die Störung kletterte Hui Buh aus der Truhe und stolperte gähnend zum Turmkammerfenster. Dort rückte er seinen abschraubbaren Kopf zurecht und schaute verdutzt hinunter auf den Schlosshof, um abermals an seinem Kopf zu rucken und erneut hinunter zu blicken auf das schreckliche Geschehen und den alten Schlosskastellan, der lauthals über den Hof rief:

Aufs Höchste verärgert über die Störung kletterte Hui Buh aus der Truhe und stolperte gähnend zum Turmkammerfenster. Dort rückte er seinen abschraubbaren Kopf zurecht und schaute verdutzt hinunter auf den Schlosshof, um abermals an seinem Kopf zu rucken und erneut hinunter zu blicken auf das schreckliche Geschehen und den alten Schlosskastellan, der lauthals über den Hof rief:

So ist's ausgezeichnet! Die Rolltreppe rollt bereits, auch die Drehtür dreht sich, und der Fahrstuhl fährt ebenfalls. Als nächstes wird das Verlies zugeschüttet und die ausgetretene Turmtreppe abgerissen. Hernach werden die Kamine zugemauert und die Zentralheizung eingebaut. Beeilt euch! Wenn Ihre Majestäten der König und die Königin heimkehren, muss alles fertig sein.

der Kastellan So ist's ausgezeichnet! Die Rolltreppe rollt bereits, auch die Drehtür dreht sich, und der Fahrstuhl fährt ebenfalls. Als nächstes wird das Verlies zugeschüttet und die ausgetretene Turmtreppe abgerissen. Hernach werden die Kamine zugemauert und die Zentralheizung eingebaut. Beeilt euch! Wenn Ihre Majestäten der König und die Königin heimkehren, muss alles fertig sein.

Vermaledeit, das geht doch nicht! In einem zugeschütteten Verlies und einem zugemauerten Kamin kann ich doch nicht mehr rumoren, poltern, schluchzen, heulen und überhaupt nicht mehr spuken! Und was wäre ein Geist ohne Spuk! Nein, da habe ich auch noch ein Wörtchen mitzugeistern. Schon heute Nacht, oder besser jetzt gleich am Tage, rüste ich mich mit der Rüstung des "Ritters ohne Furcht und Tadel". Dazu nehme ich meinen Morgenstern mit den vielen Piekern, den ich damals dem dickfälligen Schlosshauptmann unter das Sitzkissen geschoben habe ... (lacht.)

Hui Buh Vermaledeit, das geht doch nicht! In einem zugeschütteten Verlies und einem zugemauerten Kamin kann ich doch nicht mehr rumoren, poltern, schluchzen, heulen und überhaupt nicht mehr spuken! Und was wäre denn ein Geist ohne Spuk! Nein, nein, da habe ich auch noch ein Wörtchen mitzugeistern. Schon heute Nacht, oder besser, nein, besser jetzt gleich am Tage, rüste ich mich mit der Rüstung des "Ritters ohne Furcht und Tadel". Dann nehme ich meinen Morgenstern mit den vielen Piekern, den ich damals dem dickfälligen Schlosshauptmann unter das Sitzkissen geschoben habe und dann, dann werde ich ... (lacht.)

(Musik.)

Unter heftigem Schnauben und Prusten stieg das Gespenst in seine eiserne Rüstung, stülpte sich obendrein den verbeulten Helm über den Kopf, schnappte den Morgenstern und stapfte unsichtbar aus der Turmkammer.

Erzähler Unter heftigem Schnauben und Prusten stieg das Gespenst in seine eiserne Rüstung, stülpte sich obendrein den verbeulten Helm über den Kopf, schnappte den Morgenstern und stapfte unsichtbar aus der Turmkammer.

(Schritte.)

Hui Buh (murmelt.) ... so eine eiserne Rüstung ... (murmelt wieder.)

Als Hui Buh jedoch die vielen quietschenden Stufen der Fledermausturmtreppe hinuntersteigen wollte, versperrte ihm ein riesiges Pappschild den Abstieg.

Erzähler Als Hui Buh jedoch die vielen quietschenden Stufen der Fledermausturmtreppe hinuntersteigen wollte, versperrte ihm ein riesiges Pappschild den Abstieg.

"Achtung! Gesperrt! Bitte benutzen Sie den neuen Fahrstuhl." Oh, das habt ihr euch so ausgedacht, mir einfach meine Fledermausturmtreppe zu verbieten. Nichts da! Solang' ich hier herumgeistere, gehört die Treppe mir.

Hui Buh "Achtung! Gesperrt! Bitte benutzen Sie den neuen Fahrstuhl." Oh, das habt ihr euch so ausgedacht, mir einfach meine Fledermausturmtreppe zu verbieten. Nichts da! Solang' ich hier herumgeistere, gehört die Treppe mir.

(Gepolter.)

(Gepolter.)

(schreit und jammert.) Die Treppe ist entzweigebrochen, und ich habe mir 99 Knochen verrenkt. Auf so rasche Art wollte ich eigentlich nicht herunterkommen. Naja, Hauptsache: ich bin unten. Und nun sollen die mich erleben, wie ich mich selbst noch nie erlebt habe. Halt ... halt ... halt ... halt ... halt! Anhalten! Anhalten! Diese lästerliche Tür dreht sich ja immerfort im Kreis herum. Halt! (ächzt.)

(schreit und jammert.) Die Treppe ist entzweigebrochen, und ich habe mir 99 Knochen verrenkt. Auf so rasche Art wollte ich eigentlich nicht herunterkommen. (jammert.) Naja, naja, Hauptsache: ich bin unten. Und nunmehr sollen die mich erleben, wie ich mich selbst noch nie erlebt habe. Halt ... halt ... halt ... halt ... halt! Anhalten! Anhalten! Diese lästerliche Tür dreht sich ja immerfort im Kreis herum. Halt! Bitte anhalten, habe ich gesagt! (ächzt.)

(Im Folgenden Gepolter.)

(Im Folgenden Gepolter.)

Rachedürstend hatte sich das bös zugerichtete Gespenst von seinem Treppensturz wieder aufgerappelt, um hinaus auf den Schlosshof zu schleichen. Doch kaum hatte es sich der Tür genähert, war es von ihr gefangen und wurde wie wild im Kreise herumgewirbelt. Und je wütender es mit geschwungenem Morgenstern gegen sie anrannte, desto rasender wurde die sausende Drehtürkarussellfahrt, bis das erschöpfte Gespenst mit lautem Scheppern hinaus auf den Schlosshof geschleudert wurde.

Erzähler Rachedürstend hatte sich das bös zugerichtete Gespenst von seinem Treppensturz wieder aufgerappelt, um hinaus auf den Schlosshof zu schleichen. Doch kaum hatte es sich der Tür genähert, war es von ihr gefangen und wurde wie wild im Kreise herumgewirbelt. Und je wütender es mit geschwungenem Morgenstern gegen sie anrannte, desto rasender wurde die sausende Drehtürkarussellfahrt, bis das erschöpfte Gespenst mit lautem Scheppern hinaus auf den Schlosshof geschleudert wurde.

Hui Buh (schreit.)

Gleich darauf hatte Hui Buh den Zwischenfall wieder vergessen, denn mit seinen unheimlich aufleuchtenden Augen hatte er die Bauarbeiter entdeckt, die gerade beim Frühstück saßen. Beim Anblick ihrer Wurst-, Schinken- und Käsebrote lief dem Gespenst das Wasser im Munde zusammen. Mit listigem Grinsen um die bleiche Nase trat es behutsam näher, wobei es wohl achtgab, dass es sich nicht durch das Klirren seiner eisernen Handschuhe verriet. Dabei hätte Hui Buh besser auf seine eisernen Schuhe achten sollen, denn just als er blitzschnell nach der nächstliegenden Frühstückstasche griff, lief plötzlich der Boden unter ihm davon, sodass er sich rittlings auf seinen Panzer setzte.

Erzähler Gleich darauf hatte Hui Buh den Zwischenfall wieder vergessen, denn mit seinen unheimlich aufleuchtenden Augen hatte er die Bauarbeiter entdeckt, die gerade beim Frühstück saßen. Beim Anblick ihrer Wurst-, Schinken- und Käsebrote lief dem Gespenst das Wasser im Munde zusammen. Mit listigem Grinsen um die bleiche Nase trat es behutsam näher, wobei es wohl achtgab, dass es sich nicht durch das Klirren seiner eisernen Handschuhe verriet. Dabei hätte Hui Buh besser auf seine eisernen Schuhe achten sollen, denn just als er blitzschnell nach der nächstliegenden Frühstückstasche griff, lief plötzlich der Boden unter ihm davon, sodass er sich rittlings auf seinen Panzer setzte.

(Sturzgeräusche.)

Hui Buh Hui Buh! Vermaledeit!

(Im Folgenden Baulärm.)

(Im Folgenden Baulärm.)

Immer rascher ging die Fahrt eine funkelnagelneue Rolltreppe hinunter zur Schlossmauer, wo das durchgerüttelte und durchgeschüttelte Gespenst von zwei stählernen Armen gepackt und strampelnd in die Höhe gehoben wurde.

Erzähler Immer rascher ging die Fahrt eine funkelnagelneue Rolltreppe hinunter zur Schlossmauer, wo das durchgerüttelte und durchgeschüttelte Gespenst von zwei stählernen Armen gepackt und strampelnd in die Höhe gehoben wurde.

(jammert.) Loslassen! Ihr Respektlosen! Ich wollte das Frühstück nur einmal betrachten. Runterlassen! Nein ... nein ... nicht in die Farbtonne fallen lassen ... (schreit.)

Hui Buh (jammert.) Loslassen! Loslassen! Ihr Respektlosen! Ich wollte das Frühstück nur einmal betrachten. Runterlassen! Nein ... nein ... nicht in die Farbtonne fallen lassen ... nicht in die Farbtonne fallen ...

(Platschen.)

(Platschen.)

(prustet.)

He, August, stell' doch mal den Kran und die Rolltreppe ab. Ich glaube, da hat jemand gerufen.

Emil He, August, stell' doch mal den Kran und die Rolltreppe ab. Ich glaube, da hat jemand gerufen.

Ach was, Emil, ich hab' nichts gehört und nichts gesehen. Oder doch? Schau mal, da aus der Farbtonne die roten Fußspuren ... die führen direkt auf den Fledermausturm zu.

August Ach was, Emil, ich hab' nichts gehört und nichts gesehen. Oder doch? Schau mal, da aus der Farbtonne die roten Fußspuren ... die führen direkt auf den Fledermausturm zu.

Vielleicht stammen die Spuren von diesem Gespenst, das hier im Schloss herumspuken soll.

Emil Vielleicht stammen die Spuren von diesem Gespenst, das hier im Schloss herumspuken soll.

Meinst du? Na, dann ist es aber ein ziemlich dreister Geist. Er hat fast die ganze Farbe verpanscht.

August Meinst du? Na, dann ist es aber ein ziemlich dreister Geist. Er hat fast die ganze Farbe verpanscht.

Von wegen! Ich bin der friedlichste Geist, den ich kenne. Nur wenn man mich in rote Farbe wirft, sehe ich rot.

Hui Buh Von wegen! Ich bin der friedlichste Geist, den ich kenne. Nur wenn man mich in rote Farbe wirft, sehe ich rot. Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ... (schreit.)

Krebsrot vor Zorn und Farbe war Hui Buh wieder aus der Tonne herausgeklettert, in die ihn der Kran hatte fallen lassen und wankte, pitsche-patsche, eine breite rote Spur zurücklassend, zum Fledermausturm. Vor der Pforte verharrte das Gespenst kurz und drohte mit dem Morgenstern zu den Arbeitern hinüber.

Erzähler Krebsrot vor Zorn und Farbe war Hui Buh wieder aus der Tonne herausgeklettert, in die ihn der Kran hatte fallen lassen und wankte, pitsche-patsche, eine breite rote Spur zurücklassend, zum Fledermausturm. Vor der Pforte verharrte das Gespenst kurz und drohte mit dem Morgenstern zu den Arbeitern hinüber.

Hui Buh Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ... (schreit.)

Allein, es war wahrhaftig ein wahres Glück, dass sie den Unsichtbaren nicht sehen konnten, denn er sah wirklich zu kläglich aus. Von der höchsten Morgensternspitze bis hinunter zur äußersten Stiefelspitze tropfte die rote Farbe wie von einem Malpinsel. In dieser Weise begossen schlängelte sich das Gespenst zurück durch die Drehtür, bestieg misstrauisch den modernen Fahrstuhl, drückte vorsichtig auf den Knopf und fuhr wie der Blitz in die Höhe.

Erzähler Allein, es war wahrhaftig ein wahres Glück, dass sie den Unsichtbaren nicht sehen konnten, denn er sah wirklich zu kläglich aus. Von der höchsten Morgensternspitze bis hinunter zur äußersten Stiefelspitze tropfte die rote Farbe wie von einem Malpinsel. In dieser Weise begossen schlängelte sich das Gespenst zurück durch die Drehtür, bestieg misstrauisch den modernen Fahrstuhl, drückte vorsichtig auf den Knopf und fuhr wie der Blitz in die Höhe.

(Man hört den Fahrstuhl.)

Oben angelangt begann Hui Buh voll Neugier die Frühstückstasche auszupacken, die er auf der ganzen Flucht krampfhaft in der Hand gehalten hatte.

Oben angelangt begann Hui Buh voll Neugier die Frühstückstasche auszupacken, die er auf der ganzen Flucht krampfhaft in der Hand gehalten hatte.

(Die Tasche wird geöffnet.)

(Die Tasche wird geöffnet.)

Verruchter Reinfall! Die ist ja leer ... nur ein Buch: "Alles über moderne Schlösser". Ah, fortan hütet euch, ihr Ruhestörer. Die Zeiten des unwissenden Schlossgeistes sind ein für alle Mal vorbei. In dieser Stunde beginnt eine neue Spukerei auf Burgeck. Hui Buh, Hui Buh ...

Hui Buh Verruchter Reinfall! Die ist ja leer ... aha, ein Buch, das ist alles, nur ein Buch: "Alles über moderne Schlösser". Ah, fortan hütet euch, ihr Ruhestörer. Die Zeiten des unwissenden Schlossgeistes sind ein für alle Mal vorbei. In dieser Stunde beginnt eine neue Spukerei auf Burgeck. Hui Buh, Hui Buh ... (lacht.)

(Musik.)

Tja, und jetzt will ich mal dieses Buch studieren. Jetzt werde ich mal nachlesen, was da alles drinsteht. Das wäre doch gelacht, wenn ich da nicht etwas finden würde, was für mich sehr wichtig ist.

Mit finsterer Miene begann das Gespenst, in dem Buch zu blättern und zu studieren.

Erzähler Mit finsterer Miene begann das Gespenst, in dem Buch zu blättern und zu studieren.

(Musik.)

(Musik.)

Den ganzen Tag bis tief in die Nacht hinein saß Hui Buh über das Buch gebeugt. Endlich klappte er es zu und verließ die Turmkammer, um mit dem Fahrstuhl wieder in die Tiefe zu sausen.

Den ganzen Tag bis tief in die Nacht hinein saß Hui Buh über das Buch gebeugt. Endlich klappte er es zu und verließ die Turmkammer, um mit dem Fahrstuhl wieder in die Tiefe zu sausen.

(Man hört den Fahrstuhl.)

Zum Äußersten entschlossen huschte das Gespenst wie ein unheilvoller Schatten durch die Drehtür, über die Lauftreppe zum Kran und machte sich überall mit ein paar Handgriffen zu schaffen, um zwischendurch immer wieder erwartungsvoll hinauf zur Fledermausturmuhr zu schielen. Und Punkt Mitternacht, als der Zeiger mit einem letzten Ruck auf die Zwölf rückte und die Uhr mit zwölf dumpfen Schlägen die Geisterstunde ankündigte, erzitterte und erbebte das ganze Schloss unter einem so ohrenbetäubenden Getöse, dass die Bauarbeiter entsetzt aus ihrem Schlaf fuhren.

Zum Äußersten entschlossen huschte das Gespenst wie ein unheilvoller Schatten durch die Drehtür, über die Lauftreppe zum Kran und machte sich überall mit ein paar Handgriffen zu schaffen, um zwischendurch immer wieder erwartungsvoll hinauf zur Fledermausturmuhr zu schielen. Und Punkt Mitternacht, als der Zeiger mit einem letzten Ruck auf die Zwölf rückte und die Uhr mit zwölf dumpfen Schlägen die Geisterstunde ankündigte, erzitterte und erbebte das ganze Schloss unter einem so ohrenbetäubenden Getöse, dass die Bauarbeiter entsetzt aus ihrem Schlaf fuhren.

(Glockengeläut, dann Lärm von Maschinen.)

(Glockengeläut, dann Lärm von Maschinen.)

Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ...

Hui Buh Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ... (lacht.)

(stammelt.)

August (stammelt.)

(stammelt.)

Emil (stammelt.)

Was ist los, Emil? Die Rolltreppe rollt los und die Drehtür und der Kran drehen sich von selbst herum.

August Was ist los, Emil? Die Rolltreppe rollt los und die Drehtür und der Kran drehen sich von selbst herum.

Ich werd' verrückt, August. Auch der Fahrstuhl fährt immer rauf und runter, rauf und runter ...

Emil Ich werd' verrückt, August. Auch der Fahrstuhl fährt immer rauf und runter, rauf und runter ...

Ich verlier' den Verstand. Alles dreht und bewegt sich wie von Geisterhand.

August Ich verlier' den Verstand. Alles dreht und bewegt sich wie von Geisterhand.

Ja, und da oben auf dem Kran, da sitzt das grinsende Gespenst.

Emil Ja, und da oben auf dem Kran, da sitzt das grinsende Gespenst.

Nicht doch, dort drüben kreist es mit der Drehtür.

August Nicht doch, dort drüben kreist es mit der Drehtür.

Unsinn, hier vorne fährt es farbverschmiert mit dem Bagger.

Emil Unsinn, hier vorne fährt es farbverschmiert mit dem Bagger.

Es kommt mit allen Maschinen auf uns zu und greift nach uns.

August Es kommt mit allen Maschinen auf uns zu und greift nach uns.

Ah, gleich hat es uns gepackt ...

Emil Ah, gleich hat es uns gepackt ...

Hilfe!

August Hilfe!

... und wird uns den Garaus machen!

Emil ... und wird uns den Garaus machen!

Dabei jault und faucht und kreischt es, als stürze das ganze Schloss zusammen.

August Dabei jault und faucht und kreischt es, als stürze das ganze Schloss zusammen.

(jammert.)

Emil (jammert.)

(jammert.)

August (jammert.)

(lacht und ruft triumphierend "Hui Buh".) Was ihr könnt, kann ich schon lange ... und ich räche mich fürchterlich. (lacht.)

Hui Buh (lacht und ruft triumphierend "Hui Buh".) Was ihr könnt, kann ich schon lange ... und ich räche mich fürchterlich. Hui Buh, Hui Buh! (lacht.)

Mit schaurigem Hohngelächter und sämtlichen Maschinen zugleich rückte das Gespenst den Bauarbeitern auf den Pelz und beutelte und walkte sie unerbittlich durch, bis alle seine Gegner erschöpft am Boden lagen. Triumphierend wandte Hui Buh ihnen den Rücken und begab sich, äußerst zufrieden, in seine Turmkammer.

Erzähler Mit schaurigem Hohngelächter und sämtlichen Maschinen zugleich rückte das Gespenst den Bauarbeitern auf den Pelz und beutelte und walkte sie unerbittlich durch, bis alle seine Gegner erschöpft am Boden lagen. Triumphierend wandte Hui Buh ihnen den Rücken und begab sich, äußerst zufrieden, in seine Turmkammer.

(Musik.)

So selbstzufrieden war das Gespenst, dass es ordentlich zusammenfuhr, als auf einmal sein Freund, der König, vor ihm stand.

So selbstzufrieden war das Gespenst, dass es ordentlich zusammenfuhr, als auf einmal sein Freund, der König, vor ihm stand.

(Schritte.)

(Eine Tür wird geöffnet. Schritte.)

(erschrickt.) Beinahe hätt' ich mich erschreckt. Ich dachte, ihr wäret weit weg, lieber Julius.

Hui Buh Oh, Julius. (stammelt.) Ich dachte, ihr wäret weit weg, lieber Julius.

Mir scheint, wir waren viel zu lange fort. Was um alles in der Welt hast du bloß angestellt? Die Arbeiter schlottern wie Espenlaub und wollen nicht ein Stück weiterbauen.

König Julius der 111. Mir scheint, wir waren viel zu lange fort. Was um alles in der Welt hast du bloß angestellt? Die Arbeiter schlottern wie Espenlaub und wollen nicht ein Stück weiterbauen.

Oh, wie schade. Ich fand diese Bauerei gerade so interessant.

Hui Buh Oh, wie schade. Ich fand diese Bauerei gerade so interessant.

Ach, willst du dich mit den Ärmsten wieder vertragen?

König Julius der 111. Ach, willst du dich mit den Ärmsten wieder vertragen?

Ei freilich. Sie haben mich geärgert, und ich habe sie geärgert. Nunmehr sind wir quitt.

Hui Buh Ei freilich, freilich. Sie haben mich geärgert, und ich habe sie geärgert. Und jetzt sind wir quitt.

Aha.

König Julius der 111. Aha.

Du musst nur achtgeben, dass sie sorgfältiger arbeiten. Die Drehtür klemmt nämlich etwas, und der Fahrstuhl ist viel zu langsam.

Hui Buh Du musst nur achtgeben, dass sie sorgfältiger arbeiten. Die Drehtür klemmt nämlich etwas, und der Fahrstuhl, der Fahrstuhl, Julius, ist viel zu langsam.

Also, woher du das alles weißt, Hui Buh ...

König Julius der 111. Also, woher du das alles weißt, Hui Buh ...

Oh, das bisschen Technik ist doch nichts Besonderes. Ich bin eben ein hochmodernes Gespenst.

Hui Buh Oh, das bisschen Technik ist doch nichts Besonderes. Ich bin eben ein hochmodernes Gespenst.

Hm, na gut. Wenn du so ein schlaues Gespenst bist, weißt du gewiss auch, dass wir das Schloss umgebaut haben, um demnächst die Jahrhundertfeier zu begehen.

König Julius der 111. Hm, na gut. Wenn du so ein schlaues Gespenst bist, weißt du gewiss auch, dass wir das Schloss umgebaut haben, um demnächst die Jahrhundertfeier zu begehen.

Oh, Julius. Ihr wollt meine vierhundertjährige Verwünschung feiern?

Hui Buh Oh, Julius, Julius. Ihr wollt meine vierhundertjährige Verwünschung feiern?

Nein, das fünfhundertjährige Bestehen von Schloss Burgeck. Und dazu kommen von weither die Gäste angereist.

König Julius der 111. Nein, das fünfhundertjährige Bestehen von Schloss Burgeck. Und dazu kommen von weither die Gäste angereist.

Au fein. Ich werde euch etwas Furchtbares vorspuken.

Hui Buh Au fein, fein. Ich werde euch etwas Furchtbares vorspuken.

Genau das befürchte ich, und deshalb wirst du diesmal auf erprobte Gespensterweise unsichtbar bleiben, Hui Buh.

König Julius der 111. Genau das befürchte ich, und deshalb wirst du diesmal auf erprobte Gespensterweise unsichtbar bleiben, Hui Buh.

Bei allem was da spukt! Ihr wollt ohne mich feiern? Das hätte ich nie von dir gedacht. Ich weiche empört von hinnen, König Julius. Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ...

Hui Buh Bei allem was da spukt! Ihr wollt ohne mich feiern? Das hätte ich nie von dir gedacht. Ich weiche empört von hinnen, König Julius. Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ...

(Musik.)

(Musik.)

Zutiefst beleidigt löste sich das Gespenst in ein gewaltiges Nichts auf, von dem alsbald nichts mehr übrigblieb.

Erzähler Zutiefst beleidigt löste sich das Gespenst in ein gewaltiges Nichts auf, von dem alsbald nichts mehr übrigblieb.

(Musik.)

Wenig später war die Burg fertig umgebaut, und die Vorbereitungen für das Jubiläumsfest begannen. Das ganze Schloss wurde vom Keller bis zum Boden gefegt und gescheuert, in der Küche wurde gebacken und gebraten, und zuletzt wurden die Festgirlanden aufgehängt und die Burgfahne gehisst. Das Schlossgespenst kam während all dieser Zeit kein einziges Mal zum Vorschein. Und nur das leise Tappen von Schritten und das krächzende Knarren von Türen bewies, dass Hui Buh die Vorbereitungen voller Missgunst beobachtete. Und dann war der große Tag da.

Wenig später war die Burg fertig umgebaut, und die Vorbereitungen für das Jubiläumsfest begannen. Das ganze Schloss wurde vom Keller bis zum Boden gefegt und gescheuert, in der Küche wurde gebacken und gebraten, und zuletzt wurden die Festgirlanden aufgehängt und die Burgfahne gehisst. Das Schlossgespenst kam während all dieser Zeit kein einziges Mal zum Vorschein. Und nur das leise Tappen von Schritten und das krächzende Knarren von Türen bewies, dass Hui Buh die Vorbereitungen voller Missgunst beobachtete. Und dann war der große Tag da.

(Musik. Kanonenschüsse.)

(Musik.)

Ein Wagen nach dem anderen fuhr mit den geladenen Gästen vor, und der alte Kastellan mit seiner goldgeschmückten Uniform stieß immer wieder mit dem Zeremonienstab auf den blanken Marmorfußboden, um die Ankommenden anzukündigen.

Ein Wagen nach dem anderen fuhr mit den geladenen Gästen vor, und der alte Kastellan mit seiner goldgeschmückten Uniform stieß immer wieder mit dem Zeremonienstab auf den blanken Marmorfußboden, um die Ankommenden anzukündigen.

(Im Folgenden mehrfach Schläge des Zeremonienstabes.)

(Im Folgenden mehrfach Schläge des Zeremonienstabes.)

Es erscheinen: der Fürst und die Fürstin Fridolin von Friedrichsheim.

der Kastellan Es erscheinen: der Fürst und die Fürstin Fridolin von Friedrichsheim.

(Im Folgenden immer wieder Gemurmel der Gäste.)

1. Gast Der gute Fridolin!

Es treten ein: der Herzog von Hohenfels. Es folgen: Ihre Hoheiten die Herren von Obersdorf.

der Kastellan Es treten ein: der Herzog von Hohenfels. Es folgen: Ihre Hoheiten die Herren von Obersdorf.

1. Gast Ah, die Herren von Obersdorf ... und ganz ohne Damen.

2. & 3. Gast Wie immer.

Und itzo bitte ich um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. Es spricht zu ihnen seine Majestät König Julius der 111.

der Kastellan Und itzo bitte ich um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. Es spricht zu ihnen seine Majestät König Julius der 111.

1. Gast Pscht, Ruhe!

3. Gast Seine Majestät besteigt schon den Thron.

2. Gast Ja.

Meine hoch verehrten, sehr geehrten Gäste. Im Namen meiner Gemahlin, der Königin Konstanzia, und meiner eigenen Persönlichkeit heiße ich Sie zur Jahrhundertfeier auf Schloss Burgeck herzlich willkommen. Heute auf den Tag vor genau fünfhundert Jahren wurde unser Schloss erbaut, und es hat bisher allen Stürmen und Schicksalsschlägen standgehalten. Darum seien Sie fröhlich und vergnügt, singen und tanzen Sie bis zum morgigen Morgengrauen.

König Julius der 111. Meine hoch verehrten, sehr geehrten Gäste. Im Namen meiner Gemahlin, der Königin Konstanzia, und meiner eigenen Persönlichkeit heiße ich Sie zur Jahrhundertfeier auf Schloss Burgeck herzlich willkommen. Heute auf den Tag vor genau fünfhundert Jahren wurde unser Schloss erbaut, und es hat bisher allen Stürmen und Schicksalsschlägen standgehalten. Darum seien Sie fröhlich und vergnügt, singen und tanzen Sie bis zum morgigen Morgengrauen.

(Gemurmel und Beifall der Gäste, das Gemurmel hält im Folgenden an.)

(Bravorufe der Gäste.)

2. Gast Schloss Burgeck wird auch diesem Sturm standhalten.

Es ist angerichtet, Eure Majestät!

der Kastellan Es ist angerichtet, Eure Majestät!

Ei, die Tafel sieht aber wirklich wunderbar aus.

Fürstin Fridolin Ei, die Tafel sieht aber wirklich wunderbar aus.

Oh, die Platten biegen sich förmlich unter all den Torten und Weinen, Früchten und Salaten.

Königin Konstanzia Oh, die Platten biegen sich förmlich unter all den Torten und Weinen, Früchten und Salaten.

1. Gast Oh, fantastisch!

3. Gast Lecker!

2. Gast Seht doch mal!

3. Gast Früchte, Salate!

1. Gast Und die Sahnetorte!

2. Gast Und seht doch mal hier, der Wackelpudding! Köstlich!

3. Gast Aber wo bleibt denn der Festtagsbraten?

1. Gast Ja, der Festtagsbraten!

2. Gast Ja, wo bleibt er denn bloß?

Doch das Beste kommt erst, liebe Gäste. Kastellan, waltet eures Amtes!

König Julius der 111. Doch das Beste kommt erst, liebe Gäste. Kastellan, waltet eures Amtes!

(Schläge des Zeremonienstabes.)

(Schläge des Zeremonienstabes.)

Es wird aufgetragen: der Festtagsbraten.

der Kastellan Es wird aufgetragen: der Festtagsbraten.

(Bravorufe der Gäste.)

1. Gast Huch, was ist das? Der Festtagsbraten!

2. Gast Er bewegt sich!

3. Gast Er ist noch lebendig!

(Hilferufe der Gäste.)

Majestät, Majestät, irgendwer nimmt mir das Silbertablett aus der Hand.

der Kastellan Majestät, Majestät, irgendwer nimmt mir das Silbertablett aus der Hand.

Ach du meine Güte, es schwebt quer durch den Saal zur Tür, ach!

Königin Konstanzia Ach du meine Güte, es schwebt quer durch den Saal zur Tür, ach!

Und das Weinfass schwebt hinterdrein ...

Fürstin Fridolin Und das Weinfass schwebt hinterdrein ...

1. Gast Oh Gott, oh Gott!

3. Gast Tatsächlich!

2. Gast Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!

1. Gast Du meine Güte! Jetzt schwebt es quer durch den Saal zur Tür!

2. Gast Da, das Weinfass schwebt hinterdrein!

1. Gast Nein!

3. Gast Schade um den schönen Wein!

1. Gast Auch die Torten gehen in die Luft!

2. Gast Oh Gott, ja! Wie unheimlich!

1. Gast Wie unheimlich!

... mitsamt den Tortenplatten. Na, so tut doch was, verteidigt unser Festessen, Kastellan!

König Julius der 111. ... mitsamt den Tortenplatten. Na, so tut doch was, verteidigt unser Festessen, Kastellan!

Sehr wohl, Majestät!

der Kastellan Sehr wohl, Majestät!

(Hundegebell.)

Au, verflucht! Verzeihung! Mich hat ein Hund gebissen!

Au, verflucht! Verzeihung! Mich hat ein Hund gebissen!

1. Gast Hilfe! Ein Untier

2. Gast Eine Bestie!

Wahrhaftig! Vor der Tür hockt ein knurrender Kettenhund mit schwarzem Zottelfell ...

König Julius der 111. Wahrhaftig! Vor der Tür hockt ein knurrender Kettenhund mit schwarzem Zottelfell ...

(Im Folgenden Hundeknurren.)

(Im Folgenden Hundeknurren.)

... und scharfen Krallen und Zähnen!

Fürstin Fridolin ... und scharfen Krallen und Zähnen!

Er verschlingt unseren ganzen Braten!

Königin Konstanzia Er verschlingt unseren ganzen Braten!

3. Gast ... und frisst eine Torte nach der anderen!

1. Gast ... und unseren Festtagsbraten!

2. Gast Oh ja ... oh nein! Das geht zu weit! Ein übler Scherz! Einer von den allerübelsten!

Verflixt, wo kommt plötzlich der Köter her?

König Julius der 111. Verflixt, wo kommt plötzlich der Köter her?

1. Gast Da, seht euch das an!

2. Gast Nein, oh nein! Nicht zu fassen!

Nun säuft er das ganze große Weinfass aus!

der Kastellan Nun säuft er das ganze große Weinfass aus!

Und frisst auch noch den guten Kuchen!

Fürstin Fridolin Und frisst auch noch den guten Kuchen!

2. Gast Oh wie schade.

1. Gast Der schöne Wein ...

Fürstin Fridolin Ah, zu Hilfe! Er sitzt auf meinem Schoß und leckt mir die Nase!

2. Gast Nein, seht euch das an!

Jagt gefälligst diesen Höllenhund zum Teufel!

König Julius der 111. Jagt gefälligst diesen Höllenhund zum Teufel!

Erstmal können, Majestät! Seine Augen funkeln wie glühende Kohlen, und aus seinem Rachen fahren feurige Flammen!

der Kastellan Erstmal können, Majestät! Seine Augen funkeln wie glühende Kohlen, und aus seinem Rachen fahren feurige Flammen!

Ah, zu Hilfe! Er sitzt auf meinem Schoß und leckt mir die Nase!

Fürstin Fridolin Ah, zu Hilfe! Er sitzt auf meinem Schoß und leckt mir die Nase!

2. Gast Hilfe, die Bestie greift an!

3. Gast Schnell weg!

Aber jetzt hab' ich ihn ... beinahe gehabt!

der Kastellan Aber jetzt hab' ich ihn ... beinahe gehabt!

1. Gast Zu spät!

2. Gast Zu spät!

1. Gast Das Ungeheuer wird uns alle verschlingen!

3. Gast Mit Haut und Haaren!

(Hilfeschreie der Gäste.)

Rette sich, wer kann!

der Kastellan Rette sich, wer kann!

(Gepolter.)

(Die Gäste fliehen schreiend.)

Bleibt, so bleibt, liebe Freunde! Ich ahne Arges. Das ist kein echter Schlosshund ... das ist unser verhextes Schlossgespenst. Los, zeig dich in deiner wahren Gestalt, Hui Buh!

König Julius der 111. Bleibt, so bleibt, liebe Freunde! Ich ahne Arges. Das ist kein echter Schlosshund ... das ist unser verhextes Schlossgespenst. Los, zeig dich in deiner wahren Gestalt, Hui Buh!

Hui Buh! Erraten, hier bin ich, auch, wenn man mich nicht geladen hat, Julius.

Hui Buh (lacht.) Hui Buh! Erraten, hier bin ich, auch, wenn man mich nicht geladen hat, Julius.

Doch dafür sind unsere Gäste alle fort. Sie haben fluchtartig das Schloss verlassen, Majestät.

der Kastellan Doch dafür sind unsere Gäste alle fort. Sie haben fluchtartig das Schloss verlassen, Majestät.

Und schuld daran bist du, Hui Buh. Aber das soll dir schlecht bekommen.

König Julius der 111. Und schuld daran bist du, Hui Buh. Aber das soll dir schlecht bekommen.

(stöhnt.) Julius, mir ist schon so schlecht. Mir schwant, ich bekomme Bauchweh.

Hui Buh (stöhnt.) Julius, mir ist schon so schlecht. Mir schwant, mir schwant, ich bekomme Bauchweh.

Das kommt davon, wenn man den Rachen nicht voll genug kriegen kann ... wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.

der Kastellan Das kommt davon, wenn man den Rachen nicht voll genug kriegen kann ... wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.

Das haben Sie als Kastellan vortrefflich bemerkt. Am liebsten würde ich unseren Schlossgeist zum Kuckuck wünschen, aber bedauerlicherweise ist er bereits verwünscht. Deshalb wird er sich sofort in seine Holztruhe legen, und wir werden meinen Leibarzt alarmieren.

König Julius der 111. Das haben Sie als Kastellan vortrefflich bemerkt. Am liebsten würde ich unseren Schlossgeist zum Kuckuck wünschen, aber bedauerlicherweise ist er bereits verwünscht. Deshalb wird er sich sofort in seine Holztruhe legen, und wir werden meinen Leibarzt alarmieren.

(Musik.)

(Musik.)

Hui Buh (stöhnt.) Mein Bauch ... Hui Buh, Hui Buh ...

(Musik.)






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Seite 2 (18'07")




(Musik.)





(Musik.)

Kleinlaut schlich Hui Buh davon, um sich mit grimmigen Leibschmerzen in seine alte, vermoderte, enge, düstere Holztruhe zu legen und so lange vor sich hin zu wimmern, bis seine Majestät mit dem königlichen Leibarzt erschien.

Erzähler Kleinlaut schlich Hui Buh davon, um sich mit grimmigen Leibschmerzen in seine alte, vermoderte, enge, düstere Holztruhe zu legen und so lange vor sich hin zu wimmern, bis seine Majestät mit dem königlichen Leibarzt erschien.

(Eine Tür öffnet sich. Schritte.)

(Eine Tür öffnet sich. Schritte.)

Potz Spiritus, Majestät! Da wären wir ... und wo ist der Patient?

der Arzt Potz Spiritus, Majestät! Da wären wir ... und wo ist der Patient?

Hier, Herr Medicus.

König Julius der 111. Hier, Herr Medicus.

Hui Buh Ja.

Potz Spiritus, der Kranke sieht in der Tat elend aus ... wie ein Knochengerüst.

der Arzt Potz Spiritus, der Kranke sieht in der Tat elend aus ... wie ein Knochengerüst.

Hui Buh (seufzt.)

So, reichen Sie mir mal die Hand, damit ich Ihren Puls fühlen kann, mein Freund. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vier ... ja ... Potz Spiritus, ich darf nicht mehr so tief in die Flasche schauen. Wissen Sie, was ich fühle, Majestät? Gar nichts! Der Patient hat überhaupt keinen Puls ... und ist eiskalt ... als wäre er seit langem verstorben. Zeigen Sie mir mal Ihre Zunge und machen Sie "Aaa" und "Bee".

der Arzt So, reichen Sie mir mal die Hand, damit ich Ihren Puls fühlen kann, mein Freund. Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig, vier ... ja ... Potz Spiritus, ich darf nicht mehr so tief in die Flasche schauen. Wissen Sie, was ich fühle, Majestät? Gar nichts! Der Patient hat überhaupt keinen Puls ... und ist eiskalt ... als wäre er seit langem verstorben. Zeigen Sie mir mal Ihre Zunge und machen Sie "Aaa" und "Bee".

Hui und Buh!

Hui Buh Hui und Buh!

Aha, ja. Also, wenn ich nicht wüsste, dass ich träume, würde ich sagen: ich schaue in einen Totenkopf! Gespenstisch, gespenstisch. Also, das reicht mir. Ich empfehle eine strenge Hungerkur ... und mich selbst. Gute Nacht allerseits.

der Arzt Aha, ja. Also, wenn ich nicht wüsste, dass ich träume, würde ich sagen: ich schaue in einen Totenkopf! Gespenstisch, gespenstisch. Also, das reicht mir. Ich empfehle eine strenge Hungerkur ... und mich selbst. Gute Nacht allerseits.

(Schritte. Eine Tür schließt sich.)

(Schritte. Eine Tür schließt sich.)

Julius, ich glaube, mir ist bereits viel besser.

Hui Buh (lacht.) Julius, Julius, ich glaube, mir ist bereits viel besser.

Ausgezeichnet, ich brauche nämlich dringend deine Hilfe, Hui Buh.

König Julius der 111. Ausgezeichnet, ich brauche nämlich dringend deine Hilfe, Hui Buh.

Ah, dann sind wir wieder Freunde? Und du bist mir nicht mehr böse und gelobst auch, mich zur nächsten Jahrhundertfeier einzuladen?

Hui Buh Ah, ja dann sind wir wieder Freunde, hm? Und du bist mir nicht mehr böse und gelobst auch, mich zur nächsten Jahrhundertfeier einzuladen?

Ja, ja, ja, ja, ich gelobe es. Hör zu: Du kannst dich sicher noch an die hässliche Gräfin Etepetete erinnern, die du dereinst verjagt hast?

König Julius der 111. Ja, ja, ja, ja, ich gelobe es. Hör zu: Du kannst dich sicher noch an die hässliche Gräfin Etepetete erinnern, die du dereinst verjagt hast?

Hmm.

Hui Buh Oh ja.

Ja, diese Etepetete hat leider einen großen Bruder, der genau wie ich Julius heißt und behauptet, der rechtmäßige Besitzer von Schloss Burgeck zu sein.

König Julius der 111. Ja, diese Etepetete hat leider einen großen Bruder, der genau wie ich Julius heißt und behauptet, der rechtmäßige Besitzer von Schloss Burgeck zu sein.

Ei, vermaledeit. Wenn der der Schlossherr wäre, (stöhnt.) müsste ich bestimmt wieder am Hungertuche nagen, Julius.

Hui Buh Ei, vermaledeit. Wenn der der Schlossherr wäre, (stöhnt.) müsste ich bestimmt wieder am Hungertuche nagen, Julius.

Ja ...

König Julius der 111. Ja ...

Sobald der Graf auftaucht, ziehst du schnell die Burgbrücke hoch, ha, dann kann er bis zum St. Nimmerleinstag vor dem Tor stehen. Das habe ich früher immer so gemacht. (lacht.)

Hui Buh Sobald der Graf auftaucht, ziehst du schnell die Burgbrücke hoch, und dann kann er bis zum St. Nimmerleinstag vor dem Tor stehen. Das habe ich früher immer so gemacht. (lacht.)

Ja, früher ging das vielleicht.

König Julius der 111. Ja, früher ging das vielleicht.

Oder vielleicht kannst du ihm den Fledermausturm zeigen. Und wenn er von oben herabschaut, gebe ich ihm von hinten einen Schubs und bummms ...

Hui Buh Oder, oder vielleicht kannst du ihm den Fledermausturm zeigen. Und wenn er von oben herabschaut, gebe ich ihm von hinten einen Schubs und bummms ...

Nein, nein, nein, nein, solche Sachen sind heutzutage streng verboten.

König Julius der 111. Nein, nein, nein, nein, solche Sachen sind heutzutage streng verboten.

Oh, ein Jammer. Zu meiner Ritterzeit war alles viel, viel einfacher. Na, kommt Zeit, kommt Rat. Mir wird schon rechtzeitig irgendetwas Geistreiches einfallen, das schwöre ich dir bei meiner Geisterehre! (lacht.)

Hui Buh Oh, ein Jammer. Zu meiner Ritterzeit war alles viel, viel einfacher. Na, kommt Zeit, kommt Rat. Mir wird schon rechtzeitig irgendetwas Geistreiches einfallen, das schwöre ich dir bei meiner Geisterehre! (lacht.)

Vielen Dank, Hui Buh!

König Julius der 111. Vielen Dank, Hui Buh!

Hui Buh, Hui Buh ...

Hui Buh Hui Buh, Hui Buh ...

(Musik.)

Erleichtert verließ der König die Fledermausturmkammer, und alsbald versank das Gespenst in tiefes Grübeln.

Erzähler Erleichtert verließ der König die Fledermausturmkammer, und alsbald versank das Gespenst in tiefes Grübeln.

(Musik.)

(Musik.)

Hui Buh (schnarcht "Hui Buh".)

So tief versank Hui Buh in Grübeln, dass er glatt die Ankunft des ungebetenen Gastes verschlief und erst kurz vor der nächsten Mitternacht mit einem tollen Einfall erwachte.

Erzähler So tief versank Hui Buh in Grübeln, dass er glatt die Ankunft des ungebetenen Gastes verschlief und erst kurz vor der nächsten Mitternacht mit einem tollen Einfall erwachte.

(Die Uhr schlägt.)

Hui Buh Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ... (lacht.)

In aller Eile begann er, sich für seinen Auftritt vorzubereiten. Um den Leib einen pechschwarzen, samtenen Mantel, auf dem Kopf einen breiten Schlapphut mit bunter Feder, in der Hand einen kupfernen Becher, in dem es geheimnisvoll klapperte ...

Erzähler In aller Eile begann er, sich für seinen Auftritt vorzubereiten. Um den Leib einen pechschwarzen, samtenen Mantel, auf dem Kopf einen breiten Schlapphut mit bunter Feder, in der Hand einen kupfernen Becher, in dem es geheimnisvoll klapperte ...

(Geklapper.)

... so begab er sich vor die Thronsaaltür, drückte sachte die Türklinke herunter ...

... so begab er sich vor die Thronsaaltür, drückte sachte die Türklinke herunter ...

(Geräusch der sich öffnenden Tür.)

... und huschte, immer noch unsichtbar, durch einen schmalen Spalt in den Saal, wo der Graf eben dem König großspurig verkündete:

... und huschte, immer noch unsichtbar, durch einen schmalen Spalt in den Saal, wo der Graf eben dem König großspurig verkündete:

Also, ab morgen bin ich, Graf Julius, der Herr auf Burgeck.

Graf Julius Also, ab morgen bin ich, Graf Julius, der Herr auf Burgeck.

Herr Graf vergessen, dass ich als König auch Julius heiße und wir auf Burgeck ein Schlossgespenst haben, dass jeden Fremden verjagt.

König Julius der 111. Herr Graf vergessen, dass ich als König auch Julius heiße und wir auf Burgeck ein Schlossgespenst haben, dass jeden Fremden verjagt.

Das stört mich nicht. Ich lasse mich von niemandem, auch nicht von einem Poltergeist, ins Bockshorn jagen wie meine Schwester Etepetete. Ich freue mich schon auf die Bekanntschaft Ihres Gespenstes.

Graf Julius Das stört mich nicht. Ich lasse mich von niemandem, auch nicht von einem Poltergeist, ins Bockshorn jagen wie meine Schwester Etepetete. Ich freue mich schon auf die Bekanntschaft Ihres Gespenstes.

Sobald ich sichtbar werde, sollst du mich kennenlernen. Pssst, erschrick nicht, Julius. Ich bin's, Hui Buh. Ich stehe direkt hinter dir.

Hui Buh (lacht.) Sobald ich sichtbar werde, sollst du mich kennenlernen. Pssst, erschrick nicht, Julius. Ich bin's, Hui Buh. Ich stehe direkt hinter dir.

Endlich! Ich dachte schon, du hättest verschlafen. Ist dir wenigstens etwas Geistreiches eingefallen?

König Julius der 111. Endlich! Ich dachte schon, du hättest verschlafen. Ist dir wenigstens etwas Geistreiches eingefallen?

Jawohl, ein wahrer Geistesblitz. Ich habe einen Würfelbecher mitgebracht, damit könnt ihr um das Schloss würfeln.

Hui Buh Jawohl, ein wahrer Geistesblitz. Ich habe einen Würfelbecher mitgebracht, damit könnt ihr um das Schloss würfeln.

Das nennst du einen Geistesblitz? Ja, was ist, wenn ich verliere?

König Julius der 111. Das nennst du einen Geistesblitz? Ja, was ist, wenn ich verliere?

Lass' mich nur machen.

Hui Buh Lass' mich nur machen.

Also ... naja ... also, mir ist jetzt schon alles gleich, Hui Buh. Herr Graf, ich schlage vor, wir entscheiden unseren Schlossstreit durch ein Würfelspiel.

König Julius der 111. Also ... naja ... also, mir ist jetzt schon alles gleich, Hui Buh. Herr Graf, ich schlage vor, wir entscheiden unseren Schlossstreit durch ein Würfelspiel.

Sehr einverstanden. Im Spiel habe ich immer Glück.

Graf Julius Sehr einverstanden. Im Spiel habe ich immer Glück.

Hier ist der Becher mit dem Würfel. Jeder hat drei Würfe.

König Julius der 111. Hier ist der Becher mit dem Würfel. Jeder hat drei Würfe.

(Es wird gewürfelt.)

(Es wird gewürfelt.)

Ich habe eine 3. Sie sind an der Reihe, Majestät.

Graf Julius Ich habe eine 3. Sie sind an der Reihe, Majestät.

(Es wird wieder gewürfelt.)

(Es wird wieder gewürfelt.)

2.

König Julius der 111. 2.

(Es wird wieder gewürfelt.)

(Es wird wieder gewürfelt.)

Ich habe eine 4.

Graf Julius Ich habe eine 4.

(Es wird wieder gewürfelt.)

(Es wird wieder gewürfelt.)

Ich habe auch eine 4.

König Julius der 111. Ich habe auch eine 4.

So, jetzt geht's ums Ganze.

Graf Julius So, jetzt geht's ums Ganze.

(Es wird wieder gewürfelt.)

(Es wird wieder gewürfelt.)

Hurra! (lacht.) Eine 6. Geben Sie auf, Majestät.

Hurra! (lacht.) Eine 6. Geben Sie auf, Majestät.

Da hast du's. Ach, wir haben schon so gut wie verloren, Hui Buh.

König Julius der 111. Da hast du's. Ach, wir haben schon so gut wie verloren, Hui Buh.

Mitnichten, Julius. Im Mogeln war ich seit jeher unübertroffen. Gib acht! Bei deinem letzten Wurf drehe ich einfach den Würfel herum.

Hui Buh Mitnichten, Julius. Im Mogeln war ich seit jeher unübertroffen. Gib acht! Bei deinem letzten Wurf drehe ich einfach den Würfel herum.

Großartig!

König Julius der 111. Großartig!

(Es wird wieder gewürfelt. Es schlägt Mitternacht.)

(Es wird wieder gewürfelt. Es schlägt Mitternacht.)

Eine 7! Gewonnen, Julius!

Hui Buh Eine 7! Gewonnen, Julius!

(Schlaggeräusch.)

(Schlaggeräusch.)

Autsch!

Autsch!

Hände weg! Hier wird nicht geschummelt.

Graf Julius Hände weg! Hier wird nicht geschummelt.

(heult "Hui Buh". Anmerkung: Das nun zu hörende Heulen stammt nicht von Helmut Kolar, sondern von Hans Clarin und wurde - wie an vielen anderen Stellen dieser Fassung, zumeist im Hintergrund - einfach erneut verwendet.)

Hui Buh (heult "Hui Buh".)

(Musik.)

(Musik.)

Laut aufjaulend entfloh Hui Buh aus dem Thronsaal, denn im selben Augenblick, als er mit seiner Geisterhand den Würfel ergriffen hatte, hatte es Zwölf geschlagen. Das Gespenst war sichtbar geworden, und der Gegenspieler hatte ihm klatschend auf die Hand gedroschen. Schwer geschlagen floh Hui Buh hinaus ins gleißende Mondlicht des Schlosshofes, wo ihn der nachfolgende König gerade noch am Hofbrunnen einholen konnte.

Erzähler Laut aufjaulend entfloh Hui Buh aus dem Thronsaal, denn im selben Augenblick, als er mit seiner Geisterhand den Würfel ergriffen hatte, hatte es Zwölf geschlagen. Das Gespenst war sichtbar geworden, und der Gegenspieler hatte ihm klatschend auf die Hand gedroschen. Schwer geschlagen floh Hui Buh hinaus ins gleißende Mondlicht des Schlosshofes, wo ihn der nachfolgende König gerade noch am Hofbrunnen einholen konnte.

(keucht.) Hui Buh ... wie konntest du nur eine 7 herbeischummeln, sowas gibt's doch gar nicht!

König Julius der 111. (keucht.) Hui Buh ... wie konntest du nur eine 7 herbeischummeln, sowas gibt's doch gar nicht!

Dann haben wir das Schloss verloren?

Hui Buh Dann, dann haben wir das Schloss verloren?

Nein, nein. Nein, nein. Die Partie steht unentschieden 13 zu 13.

König Julius der 111. Nein, nein. Nein, nein. Die Partie steht unentschieden 13 zu 13.

Ach, verrucht. Ich wusste ja, dass die 13 meine Unglückszahl ist. Aber keine Sorge, ich lasse dich nicht im Stich, Julius. Morgen ist auch noch eine Nacht zum Spuken. Ich erwarte dich pünktlich hier unten am Fledermausturm. Und vergiss nicht, dir ein weißes Nachthemd anzuziehen, Hui Buh ...

Hui Buh Ach, verrucht. Ich wusste ja, dass die 13 meine Unglückszahl ist. Aber keine Sorge, ich lasse dich nicht im Stich, Julius. Morgen ist auch noch eine Nacht zum Spuken. Ich erwarte dich pünktlich hier unten am Fledermausturm. Und vergiss nicht, dir ein weißes Nachthemd anzuziehen, Hui Buh, Hui Buh ... (lacht.)

Bei dem Gedanken an die nächste Nacht rieb sich Hui Buh vergnügt die Hände.

Erzähler Bei dem Gedanken an die nächste Nacht rieb sich Hui Buh vergnügt die Hände.

Hui Buh (lacht.)

Rechtzeitig schlüpfte Hui Buh in sein weißes Abthemd, aus dem sein Knochengerüst gräulich hervorschaute, vergaß auch nicht, seine hohlen Wangen kräftig mit Kreide einzureiben, was ihm ein besonders bleiches Aussehen gab und schulterte für alle Fälle noch einen verbogenen Spieß. So gerüstet traf er am Fuß des Turmes auf den König, der ihn im Nachthemd mit einer Öllampe erwartete.

Erzähler Rechtzeitig schlüpfte Hui Buh in sein weißes Abthemd, aus dem sein Knochengerüst gräulich hervorschaute, vergaß auch nicht, seine hohlen Wangen kräftig mit Kreide einzureiben, was ihm ein besonders bleiches Aussehen gab und schulterte für alle Fälle noch einen verbogenen Spieß. So gerüstet traf er am Fuß des Turmes auf den König, der ihn im Nachthemd mit einer Öllampe erwartete.

Ach, du ahnst nicht, wie aufgeregt ich bin, Hui Buh. Hoffentlich klappt auch alles. Wenn ich daran denke, dass womöglich etwas schiefgehen könnte und dieser großspurige Julius das Schloss bekommen sollte ...

König Julius der 111. Ach, du ahnst nicht, wie aufgeregt ich bin, Hui Buh. Hoffentlich klappt auch alles. Wenn ich daran denke, dass womöglich etwas schiefgehen könnte und dieser großspurige Julius das Schloss bekommen sollte ...

Ach, was soll denn schiefgehen, Julius. Betrachte mich, hm! Sehe ich nicht schön schaurig aus, hm? Ich fürchte fast, ich würde vor mir selbst Furcht bekommen, wenn ich mich so sehen würde. Und wie gefallen dir die Blutstropfen auf meiner Brust?

Hui Buh Ach, was soll denn schiefgehen, Julius. Betrachte mich, hm! Sehe ich nicht schön schaurig aus, hm? Ich fürchte fast, ich würde vor mir selber Furcht bekommen, wenn ich mich so sehen würde. Und, Julius, wie gefallen dir die Blutstropfen auf meiner Brust?

Oh je, hast du dich verletzt?

König Julius der 111. Oh je, hast du dich verletzt?

Ach was. Das ist nur ein Klacks von deiner Erdbeermarmelade. (lacht.) Wirkt wie echt, nicht wahr?

Hui Buh Ach was. Das ist nur ein Klacks von deiner Erdbeermarmelade. (lacht.) Wirkt wie echt, nicht wahr?

Donnerwetter! Wenn unser Gespenst solchermaßen vor dem Grafen erscheint, sind wir ihn los ... wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.

der Kastellan Donnerwetter! Wenn unser Gespenst solchermaßen vor dem Grafen erscheint, sind wir ihn los ... wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.

Unser Kastellan im Nachtgewand! Was führt Sie denn so spät hierher zum Turm?

König Julius der 111. Unser Kastellan im Nachtgewand! Was führt Sie denn so spät hierher zum Turm?

Ich bitte um Vergebung, Majestät, aber dieser Graf hat mir verkündet, er werde mir kündigen. Deshalb möchte ich mich an seiner Vertreibung beteiligen ... wenn es gestattet ist.

der Kastellan Ich bitte um Vergebung, Majestät, aber dieser Graf hat mir verkündet, er werde mir kündigen. Deshalb möchte ich mich an seiner Vertreibung beteiligen ... wenn es gestattet ist.

Gern! Doch wir müssen uns sputen, sonst ist Mitternacht vorbei.

König Julius der 111. Gern! Doch wir müssen uns sputen, sonst ist Mitternacht vorbei.

Du meinst die Geisterstunde.

Hui Buh Du meinst die Geisterstunde.

Ach, meinetwegen auch die Geisterstunde. Nur lass' uns endlich gehen!

König Julius der 111. Ach, meinetwegen auch die Geisterstunde. Nur lass' uns endlich gehen!

Ach, bitte, nehmt mich mit!

Königin Konstanzia Ach, bitte, nehmt mich mit!

Du, Konstanzia?

König Julius der 111. Du, Konstanzia?

Ach, Julius, dieser widerliche Graf hat gesagt, mein Gemach bekomme seine Schwester Etepetete. Und darum habe ich mein Nachthemd angezogen und beschlossen, euch beim Spuken zu helfen.

Königin Konstanzia Ach, Julius, dieser widerliche Graf hat gesagt, mein Gemach bekomme seine Schwester Etepetete. Und darum habe ich mein Nachthemd angezogen und beschlossen, euch beim Spuken zu helfen.

Und wenn das nicht hilft, habe ich immer noch meinen Spieß, um unseren Widersacher zu durchbohren.

Hui Buh Und wenn das nicht hilft, habe ich noch immer meinen Spieß, um unseren Widersacher zu durchbohren.

Davon würde ich dringend abraten.

der Kastellan Davon würde ich dringend abraten.

Dann durchbohre ich mich eben selber vor seinem Angesicht. Dieser Anblick hat bisher noch jeden zum Schlottern gebracht.

Hui Buh Ja, dann, dann, dann durchbohre ich mich eben selber vor seinem Angesicht. Dieser Anblick hat bisher noch jeden zum Schlottern gebracht.

Also, vorwärts!

König Julius der 111. Also, vorwärts!

Hui Buh Hui Buh!

Eiligst machten sich die vier weißen Gestalten auf den Weg. Vorneweg das Gespenst mit seinem krummen Spieß, hinterher der König mit der Stalllaterne und zuletzt die Königin und der Kastellan. So schlichen sie auf Zehenspitzen durch das nächtlich dunkle Schloss ... geradewegs auf das erste Missgeschick zu.

Erzähler Eiligst machten sich die vier weißen Gestalten auf den Weg. Vorneweg das Gespenst mit seinem krummen Spieß, hinterher der König mit der Stalllaterne und zuletzt die Königin und der Kastellan. So schlichen sie auf Zehenspitzen durch das nächtlich dunkle Schloss ... geradewegs auf das erste Missgeschick zu.

(schreit auf.)

Hui Buh (schreit auf.)

Vorsicht, Stufe!

König Julius der 111. Vorsicht, Stufe!

(Gepolter.)

Bin bereits gestolpert.

Hui Buh Aua! Hilfe! Hilfe! Ich bin bereits gestolpert.

Kannst du denn nicht leiser spuken? Du weckst ja das ganze Schloss auf, Hui Buh.

König Julius der 111. Kannst du denn nicht leiser spuken? Du weckst ja das ganze Schloss auf, Hui Buh.

Wenn ich mir aber den Zeh gestoßen habe ... und hinken muss. (erschrickt.) Bei allen bösen Geistern! Wir können nicht weiter, wir müssen umdrehen.

Hui Buh Wenn ich mir aber den Zeh gestoßen habe ... und hinken muss. (erschrickt.) Bei allen bösen Geistern! Wir können nicht weiter, wir müssen umdrehen.

Was ist los da vorne?

Königin Konstanzia Was ist los da vorne?

Schaut nicht um die Ecke! Dort ... dort steht etwas furchtbar Grässliches und Grausliches: eine bleiche Knochengestalt in einem weißen Gewand.

Hui Buh Schaut nicht um die Ecke! Dort ... dort steht etwas furchtbar Grässliches und Grausliches: eine bleiche Knochengestalt in einem weißen Gewande.

Du bist mir ein schönes Gespenst. Hast du etwa Angst?

König Julius der 111. Du bist mir ein schönes Gespenst. Hast du etwa Angst?

Angst nicht, aber am liebsten würde ich unsere Spukerei auf morgen verschieben.

Hui Buh Angst nicht, aber am liebsten würde ich unsere Spukerei auf morgen verschieben.

Morgen kann es schon zu spät sein!

König Julius der 111. Morgen kann es schon zu spät sein!

Nur Mut, möchte ich bemerken.

der Kastellan Nur Mut, möchte ich bemerken.

Gut! Ich habe geschworen, euch beizustehen, und daran kann mich nichts auf der Welt hindern. Obacht: ich werde dieser Gestalt meinen Kopf an den Kopf werfen. Hui ...

Hui Buh Gut! Ich habe geschworen, euch beizustehen, und daran kann mich nichts auf der Welt hindern. Obacht: ich werde dieser Gestalt meinen Kopf an den Kopf werfen. Hui ...

Halt ein, das ist doch ein ...

König Julius der 111. Halt ein, das ist doch ein ...

(Der Spiegel zerbricht.)

... Buh!

Hui Buh ... Buh!

... Spiegel!

König Julius der 111. ... Spiegel!

(Der Spiegel zerbricht.)

(Der Spiegel zerbricht.)

Wie? Was sagst du?

Hui Buh Wie? Was sagst du da?

Ja, du hast dich vor deinem eigenen Spiegelbild gegrault, Hui Buh. Also setz' deinen Kopf wieder auf, wir sind am Ziel. Hinter dieser Tür schläft der Graf.

König Julius der 111. Ja, du hast dich vor deinem eigenen Spiegelbild gegrault, Hui Buh. Also setz' deinen Kopf wieder auf, wir sind am Ziel. Hinter dieser Tür schläft der Graf.

Aber irrt ihr euch nicht? Ist das nicht die verkehrte Tür?

Hui Buh Aber irrt ihr euch nicht? Ist das nicht die verkehrte Tür?

Nein, das ist die richtige Tür. Wir haben doch alles umgebaut ... wenn ich darauf hinweisen darf.

der Kastellan Nein, das ist die richtige Tür. Wir haben doch alles umgebaut ... wenn ich darauf hinweisen darf.

Ja, mir scheint, du hast nur deinen Kopf verkehrtherum aufgesetzt und siehst falsch, Hui Buh.

König Julius der 111. Ja, mir scheint, du hast nur deinen Kopf verkehrtherum aufgesetzt und siehst falsch, Hui Buh.

Ah ja.

Hui Buh Ah ja.

(Knirschen.)

(Knirschen.)

Nunmehr sitzt er gerade.

Jetzt sitzt er gerade.

(Rütteln.)

(Rütteln.)

Die Tür ist zu!

Die Tür ist zu!

Herrjeh, ich denke, ihr Gespenster könnt durchs Schlüsselloch gehen.

König Julius der 111. Herrjeh, ich denke, ihr Gespenster könnt durchs Schlüsselloch gehen.

Ja, natürlich! Das hätte ich in der Aufregung beinahe vergessen. Entschuldige, es geht sofort los. Ich mach' einen Satz ... und schon bin ich im Schlüsselloch ... Es geht nicht, zieht mich zurück!

Hui Buh Ja, natürlich! Das hätte ich in der Aufregung beinahe vergessen. Entschuldige, es geht sofort los. Ich mach' einen Satz ... und schon bin ich im Schlüsselloch ... (jammert.) Hilfe! Hilfe! Es geht nicht, es geht nicht, zieht mich zurück, zurück!

Du meine Güte, was ist denn passiert?

Königin Konstanzia Du meine Güte, was ist denn passiert?

Das Schlüsselloch ist zu eng geworden. Ich passe nicht mehr hindurch.

Hui Buh Das Schlüssel ... das Schlüsselloch ist zu eng geworden. Ich passe nicht mehr hindurch.

Das hat uns gerade noch gefehlt! Aber das liegt allein an dir, du bist vom vielen guten Essen zu dick geworden.

König Julius der 111. Das hat uns gerade noch gefehlt! Aber das liegt allein an dir, du bist vom vielen guten Essen zu dick geworden.

Schimpf nicht, Julius. Ich werde es noch einmal versuchen. Allerdings müsstet ihr die Laterne hochhalten und mir helfen.

Hui Buh (jammert und kommt frei.) Danke, danke! Bitte schimpf nicht, Julius. Ich werde es noch einmal versuchen. Allerdings müsstet ihr die Laterne hochhalten und mir helfen.

Hauptsache, unser Gespenst schafft es überhaupt!

der Kastellan Hauptsache, unser Gespenst schafft es überhaupt!

Denke daran, liebes Gespenst: wenn wir den Grafen nicht verjagen, sind wir das Schloss los und du kannst auf dem Friedhof spuken.

Königin Konstanzia Denke daran, liebes Gespenst: wenn wir den Grafen nicht verjagen, sind wir das Schloss los und du kannst auf dem Friedhof spuken.

Jaja, ich weiß Bescheid ... und bin bereits wieder im Schlüsselloch verschwunden! Ja, schiebt mich ein bisschen!

Hui Buh Jaja, jaja, ich weiß Bescheid ... und bin bereits wieder im Schlüsselloch verschwunden! So, jetzt, jetzt schiebt mich ein bisschen!

So?

König Julius der 111. So?

Nein, nicht so ... so, an den Beinen!

Hui Buh Nein, nein, nicht so, nicht so, an den Beinen, an den Beinen! (jammert.)

Ach so!

König Julius der 111. Ach so!

(Gekeuche.)

Hui Buh (Gekeuche.)

Der König, die Königin und der Kastellan fassten also das Gespenst an den Beinen und schoben kräftig nach. Nun schaffte es Hui Buh. Als er sich jedoch auf der anderen Seite erschöpft gegen die Tür lehnte, sprang das verklemmte Schloss von allein auf ...

Erzähler Der König, die Königin und der Kastellan fassten also das Gespenst an den Beinen und schoben kräftig nach. Nun schaffte es Hui Buh. Als er sich jedoch auf der anderen Seite erschöpft gegen die Tür lehnte, sprang das verklemmte Schloss von allein auf ...

(Die Tür öffnet sich.)

(Die Tür öffnet sich.)

... und hastig traten seine Begleiter ein.

... und hastig traten seine Begleiter ein.

(Schritte.)

(Schritte.)

Im gleichen Moment verlöschte ein heftiger Luftzug die Lampe ...

Im gleichen Moment verlöschte ein heftiger Luftzug die Lampe ...

(Wind.)

(Wind.)

... krachend flog die Tür wieder zu ...

... krachend flog die Tür wieder zu ...

(Tür schlägt zu.)

(Tür schlägt zu.)

... ein Schlüssel wurde dreimal herumgedreht ...

... ein Schlüssel wurde dreimal herumgedreht ...

(Man hört das dreimalige Drehen des Schlüssels.)

... und eine höhnische Stimme ertönte:

... und eine höhnische Stimme ertönte:

Ha!

Graf Julius (lacht.)

Das war der Graf, Majestät!

der Kastellan Das war der Graf, Majestät!

Zeter und Mordio! Ich hatte doch Recht: wir sind durch die falsche Tür gegangen. Und ich sitze auf etwas Spitzem, Scharfem!

Hui Buh Zeter und Mordio! Ich hatte doch Recht: wir sind durch die falsche Tür gegangen. Und ich, aua, ich, ich sitze auf etwas Spitzem, Scharfem! Ah!

Und wo sitzen wir alle, Hui Buh?

König Julius der 111. Und wo sitzen wir alle, Hui Buh?

Falls mich mein Geist nicht täuscht: in der Folterkammer. Ach, da hab' ich einst so manchen hineingeworfen, und keiner ist sein Leben lang lebend wieder herausgekommen.

Hui Buh Falls mich mein Geist nicht täuscht: in der Folterkammer. Ach, da hab' ich einst so manchen hineingeworfen, und keiner ist sein Leben lang lebend wieder herausgekommen.

Oh weh, dann ist es aus mit uns!

Königin Konstanzia Oh weh, dann ist es aus mit uns!

Ja ... Ach, Julius, ich könnte diesen Halunken glatt mit einem Spieß aufspießen, wenn ich mir vorstelle, dass ich nie mehr mit dir zu Abend speisen kann. Keinen Gänsebraten und keine Klöße, keinen Pudding mit Himbeersoße ... und alle die anderen leckeren Sachen. (bibbert.) Wie kalt das hier ist! Hätte ich mir bloß nicht mein dünnes Abthemd angezogen. Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ...

Hui Buh Ja ... Ach, Julius, ich könnte diesen Halunken glatt mit meinem Spieß aufspießen, wenn ich mir vorstelle, dass ich nie mehr mit dir zu Abend speisen kann. Keinen Gänsebraten und keine Klöße, keinen Pudding mit Himbeersoße ... und alle die anderen leckeren Sachen. (bibbert.) Wie kalt das hier ist! Hätte ich mir bloß nicht dieses dünne Mönchshemd angezogen. Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ...

Nun lass' doch diese verflixte Heulerei! Glaubst du, wir frieren nicht in unseren Nachthemden?

König Julius der 111. Nun lass' doch diese verflixte Heulerei! Glaubst du, wir frieren nicht in unseren Nachthemden?

(bibbert.) Nicht so sehr wie ich! Ich friere, als würde meine letztes Geisterdaseinsstündchen schlagen. Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ...

Hui Buh (bibbert.) Nicht so sehr wie ich! Ich friere, als würde meine letztes Geisterdaseinsstündchen schlagen. Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ...

(Schauergeräusche.)

(anhaltendes Echo des Geheuls.)

So schaurig und anhaltend heulte Hui Buh sein Leid heraus, dass sich alle entsetzt die Ohren zuhalten mussten, bis plötzlich rasselnd die Tür aufgerissen wurde und der wie Espenlaub zitternde und bibbernde Graf erschien.

Erzähler So schaurig und anhaltend heulte Hui Buh sein Leid heraus, dass sich alle entsetzt die Ohren zuhalten mussten, bis plötzlich rasselnd die Tür aufgerissen wurde und der wie Espenlaub zitternde und bibbernde Graf erschien.

(Die Tür wird geöffnet.)

(Die Tür wird geöffnet.)

(Im Folgenden Schauergeräusche und "Hui Buh"-Geheul. Anmerkung: Auch hier wurde wieder auf das Geheul von Hans Clarin zurückgegriffen.)

(Das Echo hält an.)

(jammert.) Um Himmels Willen, ich flehe Sie an, Majestät: gebieten Sie Einhalt! (jammert.) Dies Geheul geht einem ja durch Mark und Bein. Nein, das ist nicht zum Aushalten. Meine Schwester hat mir wohl von einem Gespenst erzählt, aber von tausend Geisterstimmen hat sie nichts gesagt. Ich verzichte für immer auf das Schloss und lasse Sie freiwillig aus der Speisekammer, wenn nur dieses steinerweichende Wimmern und Winseln und Weinen aufhört! (jammert.)

Graf Julius (jammert.) Um Himmels Willen, ich flehe Sie an, Majestät: gebieten Sie Einhalt! (jammert.) Dies Geheul geht einem ja durch Mark und Bein. Nein, das ist nicht zum Aushalten. Meine Schwester hat mir wohl von einem Gespenst erzählt, aber von tausend Geisterstimmen hat sie nichts gesagt. Ich verzichte für immer auf das Schloss und lasse Sie freiwillig aus der Speisekammer, wenn nur dieses steinerweichende Wimmern und Winseln und Weinen aufhört! (jammert.)

Juchei, wir sind frei!

Königin Konstanzia Juchei, wir sind frei!

Was sagst du dazu, Julius? Das Spitze, Scharfe unter mir ist mein eigener Spieß! (lacht.) Und wir alle sitzen gar nicht in der Folter-, sondern in der Speisekammer. Hm ... hier, willst du auch mal probieren? Diese Mohrenköpfe munden ... hm ... vorzüglich.

Hui Buh Was sagst du dazu, Julius? Das Spitze, Scharfe unter mir, das ist mein eigener Spieß! (lacht.) Und wir alle sitzen gar nicht in der Folter-, sondern in der Speisekammer. Hm ... hier, willst du auch mal probieren? Diese Mohrenköpfe, Julius, diese Mohrenköpfe munden ... hm ... vorzüglich ... vorzüglich.

Wenn du das gewusst hättest, hättest du bestimmt keinen Mucks getan und nur gefuttert. Stimmt's, Hui Buh?

König Julius der 111. Wenn du das gewusst hättest, hättest du bestimmt keinen Mucks getan und nur gefuttert. Stimmt's, Hui Buh?

(kaut.) Hm, hm, hm ...

Hui Buh (kaut.) Hm, hm, hm ...

Aber eine Frage: wie hast du das bloß mit den tausend Geisterstimmen geschafft?

König Julius der 111. Aber eine Frage: wie hast du das bloß mit den tausend Geisterstimmen geschafft?

(schmatzt.) Ganz einfach: ich habe hier in die Heizungsrohre geheult, sodass es überall im Schloss widerhallte. Siehst du, so: Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ...

Hui Buh (schmatzt.) Ganz einfach, ganz einfach, Julius: ich habe hier in die Heizungsrohre geheult, sodass es überall im Schloss widerhallte. Siehst du, so: Hui Buh, Hui Buh, Hui Buh ...

("Hui Buh"-Geheul als Echo, wiederum das Geheul Hans Clarins.)

(Echo des Geheuls.)

Klingt schön schaurig, nicht wahr? Und die Stimme schont es obendrein, weil die Rohre mein Heulen verstärken.

Klingt schön schaurig, nicht wahr? Und die Stimme schont es obendrein, weil die Rohre mein Heulen verstärken.

Also, ich bin tatsächlich sprachlos, liebes Gespenst.

König Julius der 111. Also, ich bin tatsächlich sprachlos, liebes Gespenst.

Och, das bisschen Technik ist doch ein Kinderspiel für mich. Ich bin eben das hochmoderne Gespenst Hui Buh mit seiner rostigen Rasselkette.

Hui Buh Och, das bisschen Technik ist doch ein Kinderspiel für mich. Ich bin eben das hochmoderne Gespenst Hui Buh mit seiner rostigen Rasselkette. (lacht.)

(Musik.)



(Musik.)





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